In den Jahren von 1977 bis 1997 machte der Begriff »Unterklasse« in den USA eine steile Karriere, um dann genauso schnell wieder aus der Debatte zu verschwinden. In diesem Buch zeichnet Loïc Wacquant die Entstehung und Konstruktion dieses Begriffs kritisch nach.
In Reaktion auf Unruhen in den Großstädten wurde mit der Bezeichnung »Unterklasse« nicht die soziale Realität in den Armutsgettos analysiert, sondern ein rassifizierter Volksteufel konstruiert. Beispielhaft analysiert Wacquant, wie es dazu kommen konnte, dass eine ganze Generation der Armuts- und Rassismusforschung in den Bann einer solch schwammigen Begrifflichkeit gezogen werden konnte.
Im Detail zeigt er, dass die Kategorie der »Unterklasse« politisch und sozial »erfunden« wurde, um bestimmte Bevölkerungsgruppen zu stigmatisieren. So die Verantwortung für soziale Probleme auf die Betroffenen selbst abgewälzt, können strukturelle und gesellschaftliche Ursachen ignoriert werden. Das Buch ist eine profunde Kritik des Rassismus und der Armutspolitik im Neoliberalismus – und ein Beitrag zur »Politik des Wissens« durch die Verwendung abwertender Begriffe.
Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California, Berkeley, und Forscher am Centre de sociologie européenne, Paris. Seine Bücher wurden in zwei Dutzend Sprachen übersetzt, in deutscher Übersetzung liegen unter anderem vor: »Elend hinter Gittern« (2000), »Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto« (2003), »Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit« (2004), »Das Janusgesicht des Ghettos und andere Essays« (2006), »Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität« (2018).