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Ishay Landa

Der Lehrling und sein Meister

Liberale Tradition und Faschismus. Übersetzt von Raul Zelik.

  • Veröffentlichung: 7. Juni 2021
  • Seiten: 408, Broschur
  • 2. Auflage 2022
  • ISBN: 978-3-320-02383-6

20,00

»Alles in allem zeigt Landa das faschistische und rechtspopulistische oder besser: faschistoide Potenzial kapitalistischer Eliten auf, was uns heute hilft, Phänomene wie Donald Trump und aktuelle Entwicklungen besser zu verstehen.«

Mario Keßler

Der europäische Faschismus wird üblicherweise als ein Angriff auf die liberale Politik, Kultur und Wirtschaft beschrieben. Ishay Landa, Professor für Geschichte an der Open University of Israel, betont hingegen die lange vernachlässigte Wesensverwandtschaft zwischen liberaler Tradition und Faschismus. Weit davon entfernt, die Antithese des Liberalismus zu sein, war der Faschismus sowohl in seiner Ideologie als auch in seiner Praxis dialektisch dem Liberalismus, insbesondere seiner wirtschaftlichen Variante, verhaftet. Landa untermauert seine These durch eine prägnante Lesart politischer Denker von Locke und Burke bis hin zu Proudhon, Bagehot, Sorel und Schmitt. Der Faschismus, so Landa, war das organische Ergebnis von Entwicklungen, die zum Großteil innerhalb der liberalen Gesellschaft und Ideologie stattfanden. Er war der extreme Versuch, die Krise des Liberalismus zu lösen, indem man dessen innere Widersprüche durchbricht, um die Bourgeoisie auf diese Weise vor sich selbst zu retten.

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Autor: Ishay Landa ist Historiker an der Israeli Open University. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit als Ideenhistoriker steht die Rekonstruktion der intellektuellen Genealogie des Faschismus und seine komplexe Beziehung zur Geistesgeschichte des Westens. Zuletzt erschien von ihm: »Fascism and the Masses. The Revolt Against the Last Humans, 1848–1945« (2018).

»Als ein vorrangiges Ziel faschistischer Angriffe hat es der Liberalismus weitgehend vermieden, ernsthaft über seine Mitverantwortung für den Aufstieg seines Peinigers befragt zu werden. Ishay Landas gleichermaßen lehrreiche wie lesbare Abhandlung, in der er sich durch ein Dutzend wichtiger liberaler Denker und Mythen arbeitete, sollte dieser unverdienten Sonderbehandlung ein für alle Mal ein Ende setzen. Voller wichtiger Einsichten über unsere dunklere Vergangenheit, die wesentliche Lehren für die verdunkelnde Gegenwart vermittelt.«

Bertell Ollman

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Inhalt

Einleitung: »Was kommt auf Worte an«?

Einführende Überlegungen zu Faschismus, Sozialismus, Liberalismus und Semantik

1 Die liberale Spaltung: Die Wirtschaft von der Politik trennen

Liberalismus und Demokratie in der longue durée

Das Eigentum hinter Schloss und Riegel: John Locke

Von Constant zu Donoso Cortés

Pareto: Über Füchse und faschistische Löwen

Wie Engels und Gumplowicz den Umsturz von oben skizzieren

2 Liberale Wirtschaft, faschistische Politik: Eine »wunderbare Vermählung«

Spengler: Der »Wille zum Eigentum«

Hitler und der Liberalismus: »Eine wunderbare Übereinstimmung« zwischen Politik und Wirtschaft

Spengler und Hitler: Der Bücherwurm verkennt seinen Platz

Nach dem Faschismus: J. S. Schapiro und der Scheintod der düsteren Wissenschaft (dismal science)

3 Antiliberale Liberale I (Moeller van den Bruck, Proudhon, Carlyle)

Der bürgerliche Geist der völkischen Ideologie

– Moeller van den Bruck: Ein sozialistischer Verfechter des Kapitalismus

– Das faschistische Versagen, den Westen zu kopieren

Außenseiter-Insider: Proudhon und Carlyle

– Proudhon: Ein Marktanarchist

– Carlyles Kapitalismuskritik: Vom Geldnexus (cash nexus) zur Peitsche (lash nexus)

4 Antiliberale Liberale II (Schmitt, Sorel)

Carl Schmitt: Ein demokratischer Antiliberaler?

– Schmitts Adaption des klassischen Liberalismus

– Die Überpolitisierung Weimars

– Von Donoso zu Schmitt: Die Einführung der Demagogie

– Faschismus: Cui bono?

– Die Abwehr des demokratischen Taschendiebs

Der seltsame Fall des Georges Sorel

– Krise des Sozialismus?

– Die Rosen rot anmalen: Sorels Postliberalismus

– Sorels Kampagne gegen die Bourgeoisie – und die »polynesischen Wilden«

– Streikende oder Streikbrecher?

5 Liberalismus und Faschismus zwischen Mythen und Wirklichkeit I

Liberaler Mythos Nr. 1: Faschismus als Tyrannei der Mehrheit

– Tocquevilles Vorhersagen: Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?

– Von Malthus zu Mises: Die Diktatur als notwendiges Übel

– Croce: Die Paradoxien der faschistischen Diät

Liberaler Mythos Nr. 2: Kollektivistischer Liberalismus, individualistischer Faschismus?

– Liberaler Individualismus gegen Massendemokratie

– Schutz der Individualität… der Nation

– Führerprinzip* oder Selbstverherrlichung?

6 Liberalismus und Faschismus zwischen Mythen und Wirklichkeit II

Liberaler Mythos Nr. 3: Die Ursprünge der faschistischen »Großen Lüge« – totalitär oder liberal?

– König Demos und seine Feinde

– Alte und neue Esoterik

– Das Gebot des demokratischen Scheins

Liberaler Mythos Nr. 4: Faschismus als nationalistischer Angriff auf den liberalen Kosmopolitismus

– Liberalismus, Nationalismus, Imperialismus

– »Ein Bauernhof ist ein Vaterland in Klein«

– Faschismus: Patriotismus als letzte liberale Zuflucht

– Eine Rückkehr zur »Großen Politik«

– Nationalismus und seine Veränderlichkeit

– Deutschland über alles?

Nachwort: Untermenschen: Faschismus als internationale Koproduktion

Der liberale Nordwesten: Immun gegen Faschismus?

Der britische Faschismus der Zwischenkriegszeit jenseits von Mosley

Kryptofaschismus

Eine internationale Koproduktion

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